Tief bewegt hat heute Nachmittag Sally Perel die im Forum anwesenden Schüler und Lehrer mit seinem Vortrag, in dem er sie durch sein Leben und sein schreckliches Leiden während der NS-Diktatur führte.
Nach der Begrüßung durch unseren kommissarischen Schulleiter Michael Comes …
… erzählte Sally Perel von seiner Familie – von seinem Vater, der Rabbiner war, seiner Mutter, seiner Schwester und seinen Brüdern.
Sein Vater starb an Hunger und Schwäche im Ghetto und wurde noch auf dem jüdischen Friedhof in Lodz beerdigt; seine Mutter wurde Anfang 1944 zu einem Transport auf die abgedichtete Ladefläche eines LKW gepfercht, in den während der Fahrt die Abgase eingeleitet wurden – sie wurde mit den anderen in ein Massengrab in Chelmo bei Lodz geworfen; seine Schwester wurde auf dem Todesmarsch aus dem Konzentrationslager Stutthof nach Ravensbrück erschossen, weil sie wegen erfrorener Füße nicht mehr weiterlaufen konnte.
Einzig seine Brüder Isaak und David und er selbst überlebten die Shoa.
Sally Perel schilderte die Stationen seiner Flucht, die ihn von Peine nach Lodz und dann weiter nach Grodno in der damaligen Sowjetunion führten, wo er zum Komsomolzen wurde. Später fiel er in die Hände der deutschen Soldaten und wurde mit 16 Jahren Dolmetscher an der Front.
Schließlich wurde er nach Deutschland geschickt, um vier Jahre an einer Hitlerjungenschule zum Hitlerjungen ausgebildet zu werden. In all den Jahren war er immer der Gefahr gegenwärtig, als Jude enttarnt und damit sofort getötet zu werden.
Aber nicht nur die tiefe innere Zerrissenheit, die ihn über all die Jahre begleitete, schilderte Sally Perel, auch die Unmenschlichkeit und Widersinnigkeit des Nationalsozialismus kamen zum Ausdruck. So bescheinigte ihm ein damaliger Lehrer, eindeutig dem baltendeutschen Zweig der Arier anzugehören.
Nach der Befreiung wanderte Sally Perel 1948 nach Israel aus, sein Bruder Isaak folgte ihm zwei Jahre später.
Lange Jahre schwieg er über seine Erlebnisse – auch weil er dachte, dass ihm ohnehin keiner Glauben schenken würde. Erst nach vierzig Jahren fasste er den Mut, an die Öffentlichkeit zu gehen. Entstanden sind der Film „Hitlerjunge Salomon“ und seine Lebenserinnerungen „Ich war Hitlerjunge Salomon“.
Nach seinem beeindruckenden Vortrag stand Sally Perel noch für Fragen zur Verfügung. Es war gut, dass die Anwesenden direkt nach der Veranstaltung seine Lebenserinnerungen kaufen konnten, denn in den meisten war das Bedürfnis geweckt, mehr über den Menschen Sally Perel zu erfahren. Noch über eine Stunde brauchte Sally Perel dann, die Bücher persönlich zu signieren und sich mit Schülern, die gerne ein Erinnerungsfoto haben wollten, fotographieren zu lassen.
Ausnahmslos alle waren von diesem Vortrag berührt. Kein Geschichtsunterricht kann je leisten, was Sally Perel in diesen zwei Stunden gelungen ist: Durch die Erinnerung an seine Familie und seine persönliche Geschichte die grauenvolle Zeit des Nationalsozialismus greifbar vor Augen zu führen.
Aber Sally Perel kam nicht, um Vorwürfe zu machen, Anschuldigungen auszusprechen. Am Ende bat er die Schüler und Lehrer, sich dafür einzusetzen, dass niemand die Shoa als Lüge erklären könne und dass nie wieder ein solches menschenverachtendes System entstehen könne.
Wir danken Sally Perel für diesen sehr berührenden Vortrag!
Im folgenden Videoausschnitt von der Veranstaltung ist Sally Perel während des Vortrages zu sehen:
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© Sally Perel 2009 – Mit freundlicher Genehmigung der Medienagentur Lansk Mehr/Berlin
Ein Dank auch an die Schüler, den Verein der Ehemaligen und Freunde des Westerwald-Gymnasiums Altenkirchen und an die Schule selbst – alle drei Parteien haben einen Teil der Kosten übernommen, so dass dieser Vortrag an unserer Schule möglich wurde.