Zur Geschichte des Westerwald-Gymnasiums


Das Westerwald-Gymnasium in Altenkirchen kann auf eine beachtliche Tradition zurückblicken. Bereits im Jahre 1783, am 11. Dezember, erfolgte der Gründungsakt eines "Gymnasium inferius" durch den Markgrafen zu Brandenburg Christian Karl Friedrich Alexander. Diese Gründung vollzog sich als Umwandlung einer damals schon bestehenden Lateinschule, deren Wurzel bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und die unter dem Einfluß der Reformation entstanden war.

   Das neu entstandene Gymnasium hatte schon damals einen auch nach unserem heutigen Maßstab umfassenden Bildungsauftrag: Es sollte sowohl auf die Universität vorbereiten als auch allgemeine Grundlagen für eine Berufsausbildung vermitteln. Im Blick auf die heutige Diskussion um die Ganztagsschule dürfte es interessieren, daß schon im 18. Jahrhundert regelmäßig auch nachmittags unterrichtet wurde.

   Im 19. Jahrhundert kam es, bedingt durch eine tiefgreifende Veränderung in der Bildungszielsetzung im hiesigen Raum, zu einem Niedergang des Gymnasiums und seiner Umwandlung in eine Rektoratsschule. Man gab das Ziel, die Universitätsreife zu vermitteln, auf, und die Bildungsintention verlagerte sich auf die beruflichen Interessen der gehobenen Bürgerschaft.

   Während bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die evangelische Gemeinde Altenkirchen für die Schule verantwortlich war, ging diese Verantwortlichkeit nach der Jahrhundertwende zunehmend auf die Stadt Altenkirchen über. Die war es auch, die sich über Jahrzehnte intensiv um die Umwandlung der Rektoratsschule in ein Pro- oder Realgymnasium bemühte, das den Schülern den anschließenden Besuch eines Gymnasiums ermöglicht hätte. Dieser Wunsch ging erst 1940 in Erfüllung, als die Rektoratsschule in eine "Zubringerschule" für Gymnasien umgewandelt wurde. Sie nannte sich jetzt "Städtische Oberschule für Jungen" und umfaßte die Klassen Sexta bis Obertertia, also die heutigen Klassen 5 bis 9.

   Der entscheidende Durchbruch gelang erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit der Anerkennung als Gymnasium und dem schrittweisen Aufbau einer Vollanstalt mit 13 Jahrgängen. Im Jahre 1950 fand die erste Abiturprüfung statt.

   In den 60er Jahren wuchs das Gymnasium in Verbindung mit Haupt- und Realschule zu einer "Kooperativen Gesamtschule" zusammen, wobei die Eigenständigkeit der drei Schulen gewahrt blieb.

   Kernstück dieser Kooperation war die gemeinsame integrierte Orientierungsstufe in den Klassen 5 und 6. Diese Schulform besteht bis heute. Über die Orientierungsstufe hinaus gibt es zwischen den drei Schulen vielfältige Formen der Kooperation wie z. B. regelmäßige Besprechungen der Schulleiter, eine kooperative Arbeitsgemeinschaft, gemeinsame Planungen und Entscheidungsprozesse in der Konferenzarbeit, Zusammenarbeit bei den Eltern- und Schülervertretungen, gemeinsame Schüler-Arbeitsgemeinschaften, Sportmannschaften, Schüleraustauschprogramme sowie eine gemeinsam genutzte Bibliothek. Der Name "Westerwald-Gymnasium", der schon in den 70er Jahren nachweislich vorhanden, dann aber wieder verloren gegangen war, hat 1990 seine offizielle Bestätigung gefunden.

M. Hamdorf

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