Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte“


//32//

Erfolgreiche Teilnahme des Leistungskurses Geschichte am "Schülerwettbewerb deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten"

"Denkmal: Erinnerung – Mahnung -Ärgernis…" lautete 1992 das Ausschreibungsthema des bedeutendsten Schülerwettbewerbs für junge HistorikerInnen der Bundesrepublik. Der Leistungskurs Geschichte des jetzigen Abiturjahrgangs nahm mit einem ebenso brisanten wie aktuellen Beitrag teil. Die SchülerInnen arbeiteten die Geschichte eines "ärgerlichen Denkmals" in Altenkirchen auf, "das es (zum Glück) gar nicht gibt" (S. 1). Es ging ihnen um das in den 70er Jahren in der Kreisstadt geplante Denkmal für die Gefallenen der Waffen-SS-Division Hohenstaufen.

Waffen-SS bekommt kein Ehrenmal in Altenkirchen

Vorhaben schlug in der Schweiz und Frankreich Wellen

-ho- ALTENKIRCHEN. Die Westerwälder Kreisstadt Altenkirchen ist wahrscheinlich um Haaresbreite einem Kreuzfeuer internationaler Kritik entgangen. Dies verdankt sie nicht zuletzt dem Verursacher des Aufsehens selbst: Die Truppenkameradschaft "Hohenstaufen" hat von sich aus ihr Vorhaben aufgegeben, auf dem Gelände des städtischen Ehrenmals eine Gedenktafel für die Gefallenen der früheren Waffen-SS-Division Hohenstaufen anzubringen.

Einen entsprechenden Antrag hatte die Truppenkameradschaft, deren Einheit gegen Ende des Krieges vorn Westerwald aus eingesetzt wurde und die sich seit 20 Jahren regelmäßig in Altenkirchen versammelt, bereits im März vergangenen Jahres gestellt. Im Oktober kam der Stadtrat einstimmig und öffentlich zu einer positiven Entscheidung. Erfreut nahm dies auch "der Freiwillige", ein Mitteilungsblatt des Dachverbandes früherer Mitglieder der Waffen-SS zur Kenntnis.

Damit wurde allerdings ein Funke an die bereitliegende Zündschnur gehalten. Die schweizerische Zeitung "Die Tat" griff den Sachverhalt sofort auf, das französische Fernsehen und der WDR nahmen Bezug auf die Veröffentlichung. Dies unmittelbar vor der Kreiskonferenz der SPD Ende November, wo die ungeahnte Publizität der Kreisstadt hohe Wellen schlug. "Skandalös" nannten Versammlungsteilnehmer den Altenkirchener Ratsbeschluss und eröffneten damit ein wahres Trommelfeuer der Kritik. Die arglosen Altenkirchener Ratsherren traf es wie ein kalter Guss. Um so heftiger, als sich immer mehr Leute für die Stadt zu interessieren begannen: Vom Nachrichtenmagazin, großen Tageszeitungen und dem Fernsehen bis hin zu Kirchen, Verbänden, Vereinen sowie zahlreichen Privatpersonen, wie etwa Simon Wiesenthal, dem bekannten Wiener Nazi-Verfolger.

Als schließlich eine internationale Verfolgten-Organisation mit Demonstrationen großen Stils drohte, kam man in Altenkirchen zur Einsicht, dass es besser sei, den Beschluss zu revidieren. Der Bürgermeister hatte kaum einen derartigen Vorschlag gemacht, als auch die Truppenkameradschaft einlenkte, "um die Stadt vor Schaden zu bewahren". [Rhein-Zeitung vom 11.01.1977

//33//

Die nicht nur national, sondern auch international in den Medien geführte Diskussion in den Jahren 1976-1978 über die Entstehung eines "Ehrenmals" für eine durch die Nürnberger Prozesse verurteilte verbrecherische Organisation dokumentierten die Nachwuchs-HistorikerInnen. Neugierig und engagiert gelang es ihnen, "die öffentliche Diskussion u.a.m. ein brisantes Denkmalprojekt unserer Heimatstadt" (S. 1) nachzuvollziehen.

Dabei wurden nicht nur zahlreiche Schriftquellen ausgewertet, sondern auch Zeitzeugen – Gegner wie Befürworter des Projekts – kritisch befragt. Der erste Teil des Titels ihrer Arbeit "Eine Stadt erinnert sich – besser nicht!?" verrät dabei, dass einige Altenkirchener "sich nie kritisch mit der Geschichte der SS und der Waffen-SS auseinandergesetzt haben bzw. diese verharmlosen" (S. 28). Der Wettbewerbsbeitrag zeigt aber auch, dass es BürgerInnen der Kreisstadt gibt, "die mit der Vergangenheit richtig umgehen, die aus ihr gelernt haben und dieses durch Taten deutlich zeigen" (S. 28).

Meines Erachtens ist diese Arbeit der SchülerInnen eine bemerkenswerte "Tat". Unerschrocken haben sie recherchiert und die Ergebnisse aufgeschrieben. Mutig haben sie die Geschehnisse von einst in Beziehung zur aktuellen Zeitgeschichte gesetzt: "Die Spur, die in der Vergangenheit begann, führt heute zu dem sogenannten „Ruck nach Rechts“, einer neuen Welle der Gewalt gegen Mitmenschen." (S. 28)

Der Wettbewerbsbeitrag ist ein wichtiger Beitrag zur Lokal- und Heimatgeschichte Altenkirchens; er ist beispielhaft für die Auseinandersetzung mit dem Nationalismus nach 1945 in einer deutschen Kleinstadt. Dies honorierte auch die Jury des Wettbewerbs Deutsche Geschichte. Unter 11.560 TeilnehmerInnen zeichneten sie die Arbeit des Altenkirchener Leistungskurses mit einem sechsten Preis, einem Buchpreis, aus. Dieses Ergebnis ist bei einem so anspruchsvollen Wettbewerb beachtlich. Herzlichen Glückwunsch an Pamela Diether, Michael Heinemann, Andreas Huget., Carsten Jäcker, Sandra Krämer, Markus Miller, Ulf Müller, Eva Pozimski, Christine Schäfer, Maren Seim und Natascha Winhold!

Die Zitate entstammen dem Wettbewerbsbeitrag: "Eine Stadt erinnert sich – besser nicht!? Die Auseinandersetzung um das geplante Waffen-SS-Denkmal in Altenkirchen in den Jahren 1976-1978". Die Arbeit kann in der Bibliothek des Schulzentrums ausgeliehen werden.

J. Kowalke

Nach oben scrollen