Ungarn ’98


 

Das Ungarische ist tückisch, vielsilbig und eigentlich nicht auszusprechen – und trotzdem können wir bis zehn zählen: egy, kettö, harom …

    "Köszönöm" ist nicht der obere Zufluss der Theiß, auf der wir eine sechs-stündige Schiffstour machen durften, sondern heißt schlicht "Danke" und war angesichts der großen ungarischen Gastfreundschaft mehr als hilfreich.

    Nach 18 Stunden Zugfahrt wurden wir trotz mitternächtlicher Stunde von der vollständig angetretenen Schulleitung, allen Austauschpartnern, Eltern und den Deutschlehrerinnen Piroska (!) und Agnes mit noch vorsichtigen Küssen und vereinzelten roten Rosen erwartet.

    Der Schulleiter Ferenc Kondorosi ließ es sich nicht nehmen mit wohlgesetzten ungarischen Worten unsere verdiente Nachtruhe noch ein wenig hinauszuzögern.

    An fünf Schultagen durften wir beobachten, dass die oben geschilderten sprachlichen Probleme durchaus auf Gegenseitigkeit beruhten. Offensichtlich ist auch die deutsche Sprache tückisch, vielsilbig und eigentlich nicht auszusprechen.

    Debrecen, laut Reiseführer das größte Dorf des Landes, aber eigentlich die zweitgrößte Stadt Ungarns, hat ein eher verhalten großstädtisches Flair mit einem Gürtel aus sozialistischen Plattenbauten und Schrebergärten, der unmittelbar in die Puszta übergeht.

   Die Ausflüge führten uns nicht nur in die Puszta zu Graurindern, Zackelschafen, Störchen, Tausenden von Mücken und den berühmten Noniuspferden, sondern auch ins romantische Bükk-Gebirge und das malerische Überschwemmungsgebiet der Theiß.

    Zu Essen gab es auch! Mal in der Mensa, mal im edlen Czokonai-Restaurant in Begleitung des Kulturreferenten und der Lokalpresse, mal in der Csarda zu Zigeunermusik.

    Die zukünftigen Abiturienten – die sogenannten „Viertklassigen“ – gestalteten am letzten Tag auch für uns den „Narrentag“, ihre vergleichsweise freundliche Abrechnung mit der Schule.

    Abschluss dieses Narrentages ist traditionell die „Serenad“, bei der die Abiturklassen aller sieben Gymnasien durch die Stadt ziehen und ihren Lehrern mit Kerzen in der Hand ein Ständchen bringen.

    Der Abschied von Debrecen war tränenreich, fiel uns aber nicht ganz so schwer, da wir unsere ungarischen Freunde im September zu einem Gegenbesuch erwarten.

G. Hütten und F.Schmidt

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