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Der Schulchor am Westerwald-Gymnasium unterliegt jedes Jahr saisonalen Schwankungen. Der Zulauf zu den Proben ist bis Mitte Januar rege (Variete!), dann flacht er allmählich ab. Dies mag mit den außergewöhnlichen Probenterminen zusammenhängen, die für den Chor gefunden wurden.
Zahlreiche Anläufe, den Schulchor nach einer Phase der Nichtexistenz zu reaktivieren, scheiterten an äußeren Bedingungen. Ein jugendlicher Chor mit recht untrainierten Stimmen braucht, damit er klingt, eine gewisse "kritische Masse". Interessierte Schüler (vor allem die immer unterrepräsentierten Männerstimmen) sind nicht allein aus einer Jahrgangsstufe zu gewinnen, es muss ein Angebot an alle Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums sein. Somit scheidet der Schulchor als AG-Angebot im Band der Arbeitsgemeinschaften der 7. und 8. Klassen aus. Ein AG-Termin, an dem alle Interessierten die Möglichkeit zur Teilnahme hätten, könnte im Prinzip nur nachmittags liegen. Für Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe ist dies wegen der unzureichenden Schulbusverbindungen aber nicht akzeptabel.
Nach vielen Experimenten wurde ein Modell gefunden, das recht exklusiv ist – mich wundert immer wieder, daß dieses Modell fast keinen Widerspruch oder Ärger produziert. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, anstelle von Unterricht eine Stunde pro Woche am Chor teilzunehmen. Diese Chorstunde findet jede Woche zu einem anderen Zeitpunkt statt, damit nicht immer der gleiche Unterricht für Schüler und Lehrer vom Ausfall betroffen ist. Um dies zu gewährleisten, habe ich einen sehr "löchrigen" Stundenplan mit vielen Springstunden.
Dieses System scheint nur deshalb zu funktionieren, weil die Chorteilnehmer selbst abschätzen, welche Stunden sie ohne eigenen Schaden "versäumen" können
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bzw. bei welchen Stunden ein Fehlen wegen Chor (z. B. letzte Stunde vor einer Klassenarbeit) sträflicher Leichsinn wäre. Im zweiten Halbjahr sinkt erfahrungsgemäß die Teilnehmerzahl, weil viele Schüler das Bedürfnis haben, "etwas für ihre Note" zu tun.
Ich nutze die Gelegenheit, auf diesem Wege allen Kolleginnen und Kollegen für ihr Verständnis zu danken, wenn sie vor einer Rumpfklasse unterrichten, weil die Fehlenden wieder einmal im Chor sind. Schulleitung und Elternvertreter danke ich ebenfalls, daß sie dieses spezielle Modell trotz aller Widrigkeiten unterstützen.
K. Recke